Stanislaw Lem: Solaris

Seit längerer Zeit habe ich als kleines Nebenprojekt laufen: Mich systematisch durch
Science-Fiction-Klassiker zu lesen. Da darf Solaris selbstverständlich nicht fehlen. Man
täte dem Roman auch sehr Unrecht, ihn auf Genreliteratur zu reduzieren, denn dessen
Ambiguität sucht seinesgleichen. Die semantische Offenheit stellt Solaris ebenso in die
Reihe der großen Romane des 20. Jahrhundert wie die Exploration der conditio
humana.
Zusätzlich zeigt Solaris aber auch alle Stärken bester Science Fiction. Von der
spannenden Prämisse eines lebenden Ozeanplaneten bis hin zur überaus
“realistischen” Behandlung der Solarisforschung. Seit hundert Jahren wird der Planet
nämlich bereits erforscht, und es gibt eine Vielzahl an wissenschaftlicher Fachliteratur über ihn.
Inklusive sehr diverser Theorien und Modelle. Lem beschreibt das so lebendig, dass schnell
deutlich wird: Hier ist jemand mit hoher wissenschaftstheoretischer Kompetenz am
Werk, der nicht nur oberflächlich verstanden hat, wie NaturwissenschaftlerInnen
arbeiten.
Die Kombination dieser “hard sci-fi” – Ebene mit jener der individuellen Schuldgefühle
der Protagonisten auf der Raumstation, die der Ozean als menschliche Kopien
produziert, ist literarisch ein genialer Schachzug.

2 Gedanken zu „Stanislaw Lem: Solaris

  1. Lems große Leistung in Solaris ist für mich, einen plausiblen Roman über die Konfrontation des Menschen mit einer nicht einmal ansatzweise anthropomorphen Entität geschrieben zu haben. Das haben nicht viele geschafft oder überhaupt nur versucht; die meiste Science Fiction begnügt sich im Wesentlichen mit Menschen mit grüner Haut oder spitzen Ohren. Ich empfehle Ihnen noch „Der Unbesiegbare“ als seinen in dieser Hinsicht vielleicht zweitbesten Roman.

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