Burgtheater 30.01. 2023
Regie: Bastian Kraft
Mit Felix Kammerer, Dagna Litzenberger Vinet, Markus Meyer, Sylvie Rohrer
Den Regiestil des Bastian Kraft kenne ich noch von seinem Dorian Gray Damals war ich nicht völlig von seinem ästhetischen Ansatz überzeugt. Wie würde es erst werden, wenn er die tausend Seiten des Zauberberg auf zwei Stunden kondensiert?
Stellt sich heraus: Der Abend funktioniert besser als erwartet! Auf der Bühne ist ein „Zauberberg“ zu sehen, der wie aus Pappmache wirkt, aber stabil genug ist, damit die vier Schauspieler darauf herumturnen können. Noch wichtiger: Er eignet sich als Projektionsfläche für die Videos der fiktiven Figuren. Diese werden von den Schauspielern dann live „synchronisiert“, oft umgekehrt zu den Geschlechtern. Frauen sprechen also Männer und vice versa. Das Ergebnis ist durchaus unterhaltsam. Es gelingt sogar trotz der knappen Zeit, die wichtigsten Motive des Romans zumindest kurz anzureißen. Zu kurz kommt erwartungsgemäß die geistesgeschichtliche Dimension. Thomas Mann bildet in dem Roman ja auch die großen Geistesströmungen seiner Zeit ab. Immerhin wird die entsprechende Grundsatzdiskussion zwischen dem Progressiven Settembrini und dem Reaktionären Naphta beispielhaft vorgeführt.
Meine Logennachbarin las den Zauberberg als Vorbereitung. Wenn die Inszenierung einige der Besucher:innen zum Buch greifen lässt, wäre auch das ein schöner Erfolg. Einer der besseren Abende im Burgtheater in dieser Saison bis jetzt.
Wurden auch Zigarren geraucht? 😉
Das Ergreifen dieser Sucht war bei mir die bleibende Hinterlassenschaft der Lektüre dieses Romans.
Ich frage mich schon ängstlich, welchen Tick ich ergreifen werde, wenn ich erst einmal zu „Joseph und seinen Brüdern“ komme.