Wiener Konzerthaus 2.2. 2023
Lukas Hagen, Violine
Rainer Schmidt, Violine
Veronika Hagen, Viola
Clemens Hagen, Violoncello
Jörg Widmann, Klarinette
PROGRAMM
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett d-moll K 417b (1783)
Streichquartett G-Dur K 387 (1782)
Jörg Widmann
Klarinettenquintett (2017)
Das Hagen Quartett spielt nichts aus dem Repertoire „klassischer“ als die Mozart Quartette: Es wird weniger stark „interpretiert“ als sonst meinem Höreindruck nach. Das passt auch insofern gut als sich Mozart bei seinen Streichquartetten so sehr an dem „Klassiker“ Haydn orientierte, dass man sie bis heute „Haydn Quartette“ nennt. Mozart macht daraus auch kein Geheimnis, sind sie doch einerseits Haydn gewidmet, und spielt er sie andererseits ihm ganz aufgeregt am 15. Januar 1785 vor. Darunter sind auch die heute Abend zu hörenden Kompositionen. Diese Nähe zu Haydn löste übrigens eine längere Debatte aus über die Originalität versus Epigonalität der sechs Haydn Quartette. Gut zwei Jahre ließ sich Mozart mit der Komposition des Zyklus Zeit, für ihn ein unglaublich langer Zeitraum.
Nach der Pause dann eine Wiener Erstaufführung und ein Sprung in die musikalische Gegenwart. Jörg Widmann war nicht nur anwesend, sondern spielte sogar selbst die Klarinette. Wer nun nach Mozart eine wilde Avantgardeeinlage erwartete, wird – je nach ästhetischer Präferenz – enttäuscht bzw. positiv überrascht. Widmann hat nämlich im Gegensatz vieler zeitgenössischer Komponisten keine Angst, sich an die klassische Tradition anzulehnen. Das heißt, er erlaubt immer wieder einmal das verhalten Melodiöse in seinem Klarinettenquintett, freilich ohne die moderne Tonsprache zu vergessen. Mich hat dieser abwechslungsreiche ästhetische Ansatz durchaus überzeugt, soweit man das beim ersten Anhören beurteilen kann.