Jüdisches Museum Wien 5.2. 23
Von Teilen der jüdischen Gemeinschaft wird heftige Kritik an der Ausstellung geübt, etwa von Paul Lendvai oder Ben Segenreich. Dem Erfolg scheint dieser „Skandal“ zuträglich zu sein: Kann mich nicht erinnern, je eine so gut besuchte Ausstellung in der Dorotheergasse gesehen zu haben. Das Anliegen ist edel: Klischees über Juden und das Judentum auch in positiven Stereotypen herauszuarbeiten. Aussagenlogisch Vorgebildete erkennen das Problem schnell: Die oft generischen Bezeichnungen der Missverständnisse erlauben sowohl die Lesart „Alle sind…“ als auch „Mindestens einer ist…“. Letzteres ist oft richtig, so gab es unzweifelhaft viele Genies unter den Juden. Ersteres dagegen ist oft falsch. Semantisch ein doch eher billiger Trick mit dem hier (wohl unabsichtlich) ständig provoziert wird.
Das umstrittene Musikvideo von Überlebenden vor dem Tor von Ausschwitz schockt mich nicht. Es ist ein fröhlicher Mittelfinger gegen die Barbarei. Manche der gezeigten Kunstwerke schockieren eher, etwa der KZ-Legobausatz. Untererklärt ist die Ausstellung zweifellos und das Anliegen wohl viel edler als dessen Exekution.