Burgtheater 20.2. 24
Regie: FRANK CASTORF
Mit Marcel Heuperman, Inge Maux, Birgit Minichmayr, Franz Pätzold, Branko Samarovski, Marie-Luise Stockinger
„Endlich wieder einen Heldenplatz!“ denke ich mir als ich das Burgtheater betrete. Generell wird viel zu wenig Thomas Bernhard in Wien gespielt, auch wenn das in den letzten Jahren besser etwas wurde. Der Text ist ja traurigerweise im Jahr 2024 viel aktueller als im Jahr der Premiere 1988, die bekanntlich viel Empörung auslöste, weil sie von der rechte Reichshälfte skandalisiert wurde.
Die Stücke des Thomas Bernhards leben bekanntlich einerseits von der musikalischen Sprachästhetik, während sie andererseits hochkomisch sind. Diese Komik wurde lange nicht ausreichend gewürdigt, wird inzwischen aber gut verstanden. Bernhard steht damit eindeutig in der Tradition der besten scharfzüngig-bösartigen Komödianten.
Obwohl Österreich und Wien dringend einen neuen Heldenplatz benötigt hätten, zerstört (beinahe hätte ich das verhasste Wort „dekonstruiert“ verwendet) Castorf das Stück, indem er es für den Rezipienten sehr willkürlich mit Texten des Thomas Wolfe‘ kombiniert, dessen im Vergleich zu Bernhard langweilige Beobachtungsprosa die Burgschauspieler immer wieder lange deklamieren müssen. Vermutlich soll mit dem Ausflug nach New York die Unversalität der Bernhardschen Themen konstatiert werden. Mich hat das Ergebnis aber sehr gelangweilt.
Bin deshalb in der Pause gegangen und Wien wartet immer noch auf einen neuen Heldenplatz.