Florian Illies: 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts

Nachdem wir jetzt wieder in einer Vorkriegszeit leben, wäre ein Sachbuch über 1913 eine angemessene Lektüre im Jahr 2024. Das Hörbuch war schnell gekauft. Schnell merke ich, dass es sich um kein klassisches Sachbuch handelt, sondern um ein literarisch durchaus anspruchsvolles Porträt des Jahres 1913. Illies zeichnet in zahlreichen kleinen Vignetten ein großes kulturgeschichtliches Bild des Jahres.

In zwölf Monatskapitel gegliedert werden wir in das Leben eines bunten Potpourri von Figuren geworfen. Kafka, Rilke und Picasso seien beispielhaft genannt. Durch implizite und explizite Bezüge werden viele gesellschaftliche und geistesgeschichtliche Zusammenhänge verdeutlicht. Nachdem Illies diese Erkenntnisse nur selten ausspricht, fördert das die Erkenntnisarbeit beim Lesen.

Allerdings verspricht der Buchtitel etwas mehr als er halten kann. Es handelt sich um den europäischen Sommer des Jahres 1913. Hauptschauplätze sind Wien, Berlin und Paris. Wer eine weniger eurozentrische Sicht auf die Welt vor dem 1. Weltkrieg erwartet, wird enttäuscht.

Florian Illies: 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts (Audible)

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