Seit längerer Zeit beschäftige ich mich inzwischen etwas ausführlicher mit Ernährungsfragen. Eine gute Ergänzung zum kürzlich gelesenen Salt, Sugar, Fat von Michael Moss – Notiz – ist The Dorito Effect, weil er die Machenschaften der Lebensmittelindustrie noch einmal von einer anderen Seite her aufzieht: Der des Geschmacks. Konkret der künstlichen Aromen.

Fokus ist wieder die USA. In Europa sieht es teilweise wieder besser aus zum Glück. Sein Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass unsere Lebensmittel, von Hühnerfleisch bis Tomaten, durch Massenproduktion immer geschmackloser und ärmer an Nährstoffen werden, und diese Geschmacklosigkeit durch eine riesige Aromaindustrie ausgeglichen werden muss. Wenn etwas nach Nichts schmeckt, muss die Chemie nachhelfen. Selbst Spitzenköche empfehlen ja langes Marinieren von Fleisch, eben weil es ansonsten nach nichts mehr schmecken würde. In der guten alten Zeit, die von einigen wenigen Züchtern wieder reproduziert wird, konnte man dagegen primär auf die Eigenaromen vertrauen.

Schatzker startet mit einem evolutionären Rückblick, warum für Menschen und Tiere der Geschmack eine entscheidende Rolle für den Konsum der richtigen Nährstoffe war. Danach bekommen wir eine Erläuterung des Aufstiegs der Aroma-Industrie. Ausführlich geht er schließlich auf die dadurch produzierten Nebenwirkungen ein: Die zahlreichen künstlichen Aromastoffe wären eine wichtige Ursache dafür, warum so viele Menschen mehr essen als ihnen guttut, und damit für die weit verbreitete Adipositas.

Aufgelockert ist das Buch durch biographische Anekdoten, etwas die Suche des Autors nach geschmackvollen Hühnern oder seinem Versuch, einen Sternekoch zu einem Menü rund um geschmackvolle Tomaten zu bewegen. Ich hätte das Buch besser ohne diese Exkurse gefunden, auch wenn sie ganz unterhaltsam sind.

Mark Schatzker: The Dorito Effect. The Surprising New Truth About Food and Flavor (Audible)