Staatsoper 4.10.
Dirigent: Seiji Ozawa
Inszenierung: Vera Nemirova
Hermann: Neil Shicoff
Tomski/Pluto: Albert Dohmen
Jeletzki: Markus Eiche
Tschekalinski: Peter Jelosits
Surin: Goran Simic
Tschaplitzki: Benedikt Kobel
Narumow: Dan Paul Dumitrescu
Festordner: Clemens Unterreiner
Gräfin: Anja Silja
Lisa: Martina Serafin
Polina/Daphnis: Elisabeth Kulman
Gouvernante: Aura Twarowska
Mascha/Chloe: Caroline Wenborne
Pique Dame kannte ich bisher noch nicht. Überhaupt gibt es in Sachen Russischer Oper bei mir Nachholbedarf, weshalb ich diese Saison den Zyklus „Slawische Oper“ abonnierte. Vor der Vorstellung gestern habe ich mich „eingehört“ und musikalisch hat die Oper – wer hätte das gedacht – alle Stärken und Schwächen, die man von Tschaikovskys Orchestermusik her kennt. Melodisch einfallsreich, emotional zupackend einerseits, sehr pathetisch und durchschaubar auf Effekte hin komponiert andererseits.
In die Liste meiner Lieblingsopern wird das Stück wohl nicht aufgenommen werden, was auch am Libretto liegt. Es basiert auf einer Erzählung Puschkins und man sieht einmal mehr, dass eine Literaturveroperung mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat wie eine Literaturverfilmung.
Nun aber zum angenehmen Teil: Der Abend war musikalisch exzellent. Schon lange nicht mehr bekam ich in der Staatsoper so hohe Qualität geboten. Das lag einerseits daran, dass Seiji Ozawa am Pult stand, der Tschaikovsky ab und zu so dirigierte als sei es Mahler. Andererseits war das Ensemble ohne Ausnahme in Höchstform und legte eine beachtliche Leistung hin.
Das ließ dann auch die überaus langweilige Inszenierung von Vera Nemirova vergessen: eine seltsame Mischung aus klassischer Opernaufführung mit wenigen uninspierten modernen Einschüben.