Random House Audio, abridged (Amazon Partnerlink)
Prinzipiell ist mir der Gedanke sympathisch, dass man mit antiken Themen Bestseller schreiben kann. Die Thematik war auch ausschlaggebend, mir das Buch anzuhören. Seltsamerweise „stört“ es mich weniger, Unterhaltungsliteratur zu hören als zu lesen. Das Thema des Romans ist die Karriere von Cicero, was im ersten Moment erfrischend exotisch wirkt. Man versteht aber schnell, dass Harris hier eine gute Buchidee hatte: Ciceros leben lässt sich ausgezeichnet als „Anwaltsroman“ inszenieren. So jagt ein spannender Prozess den nächsten, garniert mit zahlreichen politischen Intrigen. Man verfolgt die Handlung sehr aufmerksam, auch wenn man bereits weiß, wie sich diese Angelegenheiten historisch entwickelten.
Harris erzählt Ciceros Leben (bis zum Erreichen des Konsulats) aus der Ich-Perspektive seines Sekretärs Tiro. Literarisch ist der Roman nicht verdienstvoll: Er ist extrem konventionell erzählt (Dialoge, Beschreibungen), wenn auch handwerklich auf hohem Niveau. Inhaltlich scheint er gut recherchiert zu sein, soweit ich das beurteilen kann, ohne eine Experte für das römische Justizwesen zu sein. Trotzdem klingt es oft sehr nach einem amerikanischen Prozess, wenn von „jury“ oder „cross examination“ die Rede ist.
Literarisch also keine Empfehlung. Wer aber ein paar Stunden gute Unterhaltung sucht und sich für die Antike interessiert, macht damit keinen Fehler. Mir zumindest hat der Roman große Lust darauf gemacht, wieder ein paar Reden Ciceros zu lesen. Andere Werke von ihm will ich mir eigentlich auch schon seit Jahren vornehmen …